»Angst essen Seele auf«


Wer kennt ihn noch, diesen Filmtitel von Rainer Werner Fassbinder? Es war ein sehr beeindruckender Film, um eine ungleiche Liebe zwischen einem jungen Marokkaner und einer älteren deutschen Frau.

 

Der Film selbst ist mir nicht mehr präsent. So lange ist es her. Aber der Satz: »Angst essen Seele auf«, den habe ich nie vergessen. Das Gefühl, das dieser Satz ausdrückt, kennt sicherlich jede/r.

 

Aber die Frage, die sich mir sofort stellt: was ist die Seele? Ist sie nicht unsterblich und unabhängig von allen äußeren Erscheinungen und Gefühlen? Sie lebt doch über unsere sterbliche Hülle hinaus weiter, oder? Kann sie denn von so einem Gefühl wie der Angst Schaden nehmen? Vielleicht sollte es eher heißen »Angst essen Herz auf«. Für viele gläubige Menschen ist das allerdings die Wohnstätte der Seele. Wenn sie also ihr zuhause verliert, ist sie weg. Also doch: »Angst essen Seele auf«.

 

Wie immer es jedoch heißen sollte, ob Herz oder Seele. Die Angst belastet viele Menschen in dieser und auch in vergangene Zeiten.

 

Sei es aus real begründbaren Ereignissen wie Kriegen oder im Kopf erzeugten Gedankenverflechtungen.

 

Im zweiten Fall sind wir selbst es, die Angstfelder aufbauen und dadurch in innere Verzerrungen kommen.

 

Um mit Werner Neuner (Buchautor, Künstler und Mathematiker) zu sprechen: »Wir erschaffen durch diese Angstfelder in unserem eigenen Gehirn biologisch feststellbare Vernetzungen, die sich verselbständigen….Dennoch erzeugen solche Angstfelder Realitäten….Es ist auffallend, wie sehr die Verwirklichungskraft von Gedanken zugenommen hat. Und das gilt sowohl für die angstvollen Befürchtungen, als auch für die lebensbejahenden Impulse! ...Genauso, wie wir in unserem Gehirn angstvolle Inhalte aufbauen können, ist es uns möglich, diese auch wieder aufzulösen und durch mutige, kraftvolle und lebendige Bilder zu ersetzen. Die Wiederholungen von Inhalten bauen in unserem Gehirn tatsächlich biologische Masse auf, besonders dann, wenn diese Inhalte emotional und mit Bildern verknüpft sind.« Diesen tatsächlichen Aufbau von biologischer Masse aufgrund von inneren Bildern, die mit den eigenen Erfahrungen und Emotionen verknüpft sind, nennt Werner Neuner, die lebenseigene Matrix.

 

Wenn wir uns distanzlos mit diesen Bildern identifizieren, gehen wir in eine Matrix, die uns in einem Zustand der Angstverzerrung festhält.

 

Herr Neuner schreibt aber ja, dass der Mensch in der Lage ist, beides zu erzeugen. Er kann in die Energiespirale nach unten gehen durch Identifizierung mit der Angst oder in die Energiespirale nach oben durch bewusstes Umwandeln in positive Energie.

 

Dazu empfiehlt Werner Neuner: »Um nun unsere persönliche Matrix zu klären, ist es allerdings nicht empfehlenswert, unsere Angstbilder durch positive Affirmationen einfach zu überlagern. Das ist sowohl ein unnötiger Kraftaufwand, als auch gefährlich, da unterdrückte Ängste ins Unterbewusstsein abwandern und von dort mit unkontrollierbarer Kraft auf uns einwirken!«

 

Der Weg für eine Klärung“ (im Sinne von Klarheit) des persönlichen Matrixfeldes gelingt uns viel einfacher dadurch, dass wir in die neutrale Beobachterrolle gehen. Es geht dabei darum, die Angstgedanken und Emotionen anzuschauen, ohne sie zu bejahen oder innerlich zu bestätigen.“

 

Genau diese Technik kennen wir im Yoga auch und erlernen sie in den Körperübungen und der Meditation. Wir gehen in die Position der Vogelperspektive und nehmen auf diese Weise unsere Emotionen aus einer Distanz heraus wahr. Im zweiten Schritt lernen wir, auch die Emotionen, die wir nicht mögen, wie z.B. Angst, liebevoll anzunehmen und gewähren ihnen ein ebensolches Existenzrecht wie den positiven Empfindungen. Dadurch verlieren sie ihre zerstörerische Kraft und in uns kann der Raum zur Selbstheilung entstehen.

 

Diesen Raum können wir dann im Yoga nutzen für die Kraft neuer Bilder oder der Kraft von Mantren (jahrtausende alte indische Gesänge, die im Organismus heilsam wirken allein schon durch innere Rezitation)

 

So haben wir die Wahl zu verharren oder das Leben wieder in die Hand zu nehmen und in die Freude zu gehen, neue Lebenskraft zu entwickeln und dadurch der Angst in unserem Inneren immer weniger Raum zu gewähren und unsere Seele darf leben.

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