13 - Es geht um Liebe


Es geht um Liebe …

 

»Nur wenn es keine Bilder gibt zwischen zwei Menschen, gibt es eine Beziehung.«
(Krishnamurti: Der Spiegel der Liebe, 1. Aufl. Freiburg im Breisgau: Herder, 2007, S. 19)

 

Ein Satz, der es nicht leicht macht, darüber zu schreiben. Im Inneren weiß man, was gemeint ist, aber wie es in Worte fassen? Eines meiner liebsten Bücher in meiner Schulzeit und auch noch heute ist das Buch »Stiller« von Max Frisch.

 

Genau um das Thema geht es in jenem Buch. Ein Mann namens »Stiller«, der leugnet Stiller zu sein. Alle Beweise stehen eigentlich gegen ihn, aber er weigert sich, sich selbst als Stiller zu sehen. Max Frisch möchte unter anderem den Menschen aufzeigen, dass alles im Leben miteinander davon bestimmt ist, dass einer sich ein Bild vom anderen macht. Sinngemäß schreibt er in diesem Roman, die Menschen machten sich nur deshalb Bilder vom anderen um sagen zu können, sie kennten ihn. Welch Irrtum! Die Menschen kennen nur ihr Bild. Aber den Menschen selbst? Welche Möglichkeit hat er, sich zu wandeln, sich weiter zu entwickeln? Er entspricht plötzlich dem Bild der anderen nicht mehr. Daher ist es nicht mehr Stiller. Er hat sich gewandelt, ist anders geworden. Keiner bemerkt es. Alle beharren auf ihr Bild, das nur von Äußerlichkeiten bestimmt ist. Das ist Stiller, sagen sie, weil er die Haare so und so trägt, weil seine Augen blau sind und er das Gesicht vom Stiller hat.

 

Was aber macht den Menschen aus? Ist es wirklich nur seine Erscheinung?

 

Oder ist es nicht vielmehr sein Charakter und die wundervolle Fähigkeit des Menschen, sich im Laufe seines Lebens weiterzuentwickeln? Dieser Gedanke bestimmt das Zitat des großen yogischen Philosophen Krishnamurti.

 

Wenn wir in einer Beziehung miteinander stehen, so ist es nur dann wirklich eine Beziehung zu dem anderen, »wenn wir uns kein Bildnis von dem anderen machen«.

 

Wie heißt es so wahr in der Bibel? »Du sollst Dir kein Bildnis von Gott machen«.

 

Wenn wir also davon ausgehen, dass Gott kein Bild ist, also nicht der Mann mit dem weißen Rauschebart im Himmel weit weit weg, sondern ohne Bild in der tiefen Seele alles Lebenden präsent ist, dann machen wir uns ein Bild von Gott, wenn wir uns ein Bildnis des Menschen machen. Die göttliche Seele ist unendlich, unfassbar und erfüllt von bedingungsloser Liebe.

 

Wenn wir sagen: »ich liebe Dich.« Was meinen wir dann? Lieben wir nur das Bild, das nach unseren Bedingungen existiert oder entsprechen wir der Bildnislosigkeit wahrer göttlicher und unendlicher Liebe? Lieben wir diesen Menschen so wie er ist und mit allem Wandel, der ihm entspricht? Lieben wir ihn weil er ist, oder weil er so sein soll wie wir ihn kennen und kennen wollen. Nach Krishnamurti ist das keine Liebe. Es ist ein Besitzen wollen der Seele des anderen. Das hat auf Dauer keinen Bestand. Denn Liebe will nichts, Liebe ist ... !

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